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Freitag, 30. Mai 2014

CSBK Masters Series 2014 – Saisonstart bei den ADAC Sachsenring Classic

Alle Jahre wieder ist es ein Schauspiel allererster Güte, wenn sich die Meute der Classic Superbike Racer aus dem Winterschlaf geschält hat und - mit kleinen Augen und blassem Antlitz zwar, aber vor Spannung und Vorfreude vibrierend – ihre frisch aufgebretzelten Heizeisen das erste mal an die Rennsonne der neuen Saison schiebt. 


Wobei...Sonne? Diesmal leider nicht wirklich, aber man kann ja nicht ewig auf diesen albernen Planeten warten und vielleicht auch nicht immer alles haben, was man sich wünscht. 

Also haben wir uns dieses Jahr mit einfachem Tageslicht begnügt, denn davon sieht man in der Vorbereitung zur Saison ja auch eher wenig, weil man entweder seine Stunden mit der Schrauberei am eigenen Einsatzgerät verbringt, oder damit verplempert, die Kohle für den ganzen Zauber ranzuschaffen, mit der man dann wiederum andere dazu überredet, ihre Tage mit Schrauberei zu verbringen. Ein Teufelskreis das....ein ziemlich cooler Teufelskreis allerdings.

So hatte sich die Truppe also am Sachsenring eingefunden und staunte nicht schlecht, was das Orga-Team der ADAC Sachsenring Classic da aus dem Boden gestampft hatte. 
Eine grandiose Veranstaltung mit sage und schreibe 760 Teilnehmern in allen möglichen Rennklassen auf zwei und vier Rädern und das alles durchorganisiert bis in die Haarspitzen. 

Rappelvolle Fahrerlager auf jeder freien Fläche rund um den Ring, ein ebenso rappelvolles und eng gestricktes Programm auf und neben der Strecke und was soll man sagen – der Ablauf war komplett unangestrengt und reibungslos – ganz große Klasse. 

Für den Tross der CSBKler galt, dass kaum ein Fahrer im Starterfeld den Sachsenring kannte und was macht der geneigte Rennfahrer da? Genau – eine kleine Streckenbegehung am Abend vor den Trainingsläufen. 
Und genau das war wohl der Moment, wo den meisten Startern zum ersten Mal die Augen aufgingen und die Spucke wegblieb – was für eine Rennstrecke!!! 

Es hat nicht viel gefehlt und es hätte bereits am Donnerstag Abend die ersten Ausfälle gegeben, denn wenn man in geschlossener Reihe am oberen Rand des Wasserfalls ankommt, fragt man sich schon unwillkürlich, ob es besonders klug ist, sich mit einem 150PS Ur-Superbike eine solche Klippe hinunterzustürzen. 
Und wer gegen den optischen Eindruck noch immun war, der merkte spätestens in dem Moment, was die Stunde geschlagen hatte, als das Hinterrad eines bergab GESCHOBENEN Klapprades durch permanentes Überbremsen urplötzlich in Fetzen ging. 

Den Rest gab der Truppe älterer Herren dann der Anstieg auf die Zielgerade – keuchen, stöhnen und schwitzen bei den alten Männern – nur ein paar U40 Fahrer waren noch am grinsen. Aber dazu haben die Alten ja die fetten Mopeds – um den jungen Hüpfern am Renntag den Hintern zu versohlen. 

So ging der Anreiseabend mit viel Theoretisieren um mögliche Linienwahl, Taktik für die vielen blinden Ecken und reichlich Gebeten für trockene Bedingungen vorüber und siehe da – der Freitag Morgen präsentierte sich zwar ausgesprochen schattig, aber immerhin trocken und das sollte auch den ganzen Tag über genau so bleiben. 

Beim ersten Free Practice gab es dann auf der Zeitenliste ein bißchen verkehrte Welt – einige Fahrer, die sich sonst eher im Mittelfeld herumtreiben, spülte es nach vorn, weil sie auf unbekanntem Terrain einfach mal drauflos fuhren, während die alten Strategen sich sorgsam den neuen Kurs zu Gemüte führten, sich ihre Brake-Marker und Linien suchten, um dann im ersten Zeittraining die Rangfolge wieder zu korrigieren. 
Ziemlich interessant zu beobachten, wie unterschiedlich da offensichtlich die Herangehensweise der Piloten war. 

Einig war man sich allerdings, dass der Sachsenring wohl zum genialsten gehört, was man sich mit dem Motorrad in unseren Breiten so antun kann. 

Großes Kino lieferten auch die vielen neuen Gesichter im Starterfeld der CSBK Masters Series. 

Neu dabei waren sowohl ein paar vollkommene Renn-Novizen, die 2014 den Rookies Cup untereinander ausfechten werden, als auch ein paar Haudegen, die sich in der Vergangenheit schon in so drolligen Serien wie der IDM oder der Sidecar WM ihre Sporen verdient hatten – also genau die richtige Mischung für den bunten Haufen der CSBK. 

Die schnellen Jungs pflegten dabei übrigens einen extrem sportlichen Ansatz, denn Thomas „Rapunzel“ Hemmerling, der ehemalige Dreirad-Pilot, trat mit einer serienmäßigen 750er Knicker auf 18“ Rädern in der Open Extreme an und stellte diese wirklich schöne, aber technisch auch wirklich unterlegene Maschine auf Startplatz 4. 

Patrick Janz, als ehemaliger IDMler aus der Rennfahrer-Frührente in die Arme der CSBK geflüchtet, schob bei den Neo ClassicX gar eine 600er Bandit an den Start, die mit 78PS gerade mal halb soviel Druck entwickelt, wie die dicken Fische im CSBK-Teich und erreichte mit dieser „Mofa“ den Startplatz 9 und im Rennen 1 den dritten Rang in seiner Klasse.  

Und der Bursche ist nicht nur verdammt schnell, sondern scheint auch noch genau den richtigen Beklopptheitsgrad mitzubringen, um bei der CSBK bestens klarzukommen. 

Hut hoch dafür und nochmal extra den Hut nach oben für Rapunzel, der es im Q2 am Wasserfall leider in allerbester Moto GP-Manier geschafft hat, sich bei einem formvollendeten und damit wirklich üblen Hochgeschwindigkeits-Highsider „nur“ das Schlüsselbein zu brechen. 

Beste Genesung Thomas – da waren definitiv noch ganz andere Verletzungen in der Lostrommel!  Spa sollte machbar sein, oder ;o) 


Der Freitag Abend wurde dann wie üblich mit allerlei Räubergeschichten verbracht, denn schließlich hatte der Tag auf dem Ring bei allen Fahrern eine Menge Eindrücke hinterlassen, die es auszutauschen und gemeinsam zu genießen galt. 
Gebetet wurde nebenbei auch noch ein bisschen, auf dass Kollege Petrus für das Rennen am Samstag nen anständigen Job abliefert und ab ging es ins Körbchen. 

Renntag #1 zeigte sich dann erneut trocken und sogar nen Tick wärmer als der Freitag und so rollte die Meute dann mit 42 böse grollenden Old-School-Superbikes (und einer um ihr Leben kreischenden 600er Bandit ;o) an die Startampel des Sachsenring, um endlich das erste Rennen des Jahres in Angriff zu nehmen. 

Ampel rot > Ampel aus > Attacke – gibt es irgendwas geileres, als einen Rennstart bei den Classic Superbikes?  

Der absolute Tunnel, die totale Konzentration, kein Blinzeln – kann mir irgendwer sagen, ob er an der Ampel einatmet? Oder ausatmet? Überhaupt atmet? Ich liebe es! 

Und dann kommt der Knall – Lampe aus, Mischer auf und ab geht’s mit Gebrüll auf die erste Ecke zu – eng, laut, intensiv, bei der CSBK aber auch immer fair und mit gesundem Überlebensinstinkt. 

Die schnellen Jungs lassen wir dann immer vorfahren, damit wir uns später nicht in die Quere kommen und dann sucht sich jeder seine Spielkameraden und der Spaß nimmt seinen Lauf. 

Den Sieg sicherte sich am Ende Ruckyfumi, der den Konkurrenten keine Chance ließ – auf Rang zwei folgte Holger Behnke, der sich damit den Sieg in der Division AMA-Legends sichern konnte und auf Position drei kam Tommy Schuler ins Ziel, der ja auch nicht erst seit gestern weiß, wie man eine Knicker flott ums Eck bewegt. 

Der Gesamtrang vier ging dann tatsächlich an die arme, kleine Bandit von Parick Janz, der eindrucksvoll bewiesen hat, dass man auch mit wenig Pferden verdammt flott reiten kann. 

Und auf den fünften Rang und gleichzeitig zum Sieg in der Kategorie Vintage fuhr unser schneller Schweizer Manfred Kinnast.

Leider gabs auch einige Ausfälle zu beklagen – unglücklicherweise fast alle mit Bodenkontakt und auch noch an ein und derselben Ecke Eingangs Start/Ziel, weil der erste Sturz dort für eine üble Ölspur gesorgt hatte. 

Aber zum Glück ging das ohne gröbere Verletzungen ab und war dann sogar der Anfang einer Geschichte, die nicht nur dem betroffenen Fahrer zur Ehre gereicht, der zuerst zu Boden musste, sondern einmal mehr die ganze CSBK-Truppe adelt und diese Geschichte, die geht so: 


Ralfi #96 war es, der beim allerersten Motorradrennen seines allenfalls noch mitteljungen Lebens in der Anfahrt auf die Zielgerade ohne eigenes Verschulden in den Kies musste und seiner Honda Bol d'Or dabei so einiges an üblen Verletzungen zufügte. 

Er selbst büßte dabei die Strecksehne seines rechten Ringfingers ein und versorgte seinen seinen gestählten Rookie-Körper mit einer standesgemäßen Rundum-Prellung. 

Anstatt dann aber aufgrund zitternder Knie und flatternder Finger den Schwanz einzuziehen und die Trümmer seines Renngerätes zusammenzufegen, beschloss er (unter gutem Zureden der Gemeinde), dass die Stürzerei an sich ja vollkommen alberner Quatsch sei, zumal wenn nicht selbst verschuldet und dass die einzige Antwort auf den Unsinn sein dürfe, dass er am Sonntag wieder an der Ampel stünde – Chapeau lieber Ralfi, du bist aus dem richtigen Holz gemacht. 

Und wer in Kreisen der CSBK so eine Einstellung zeigt, der muss sich nicht wundern, wenn plötzlich aus allen Ecken helfende Hände auftauchen, geschulte Augen den Schaden am Moped taxieren, im Fahrerlager die benötigten Teile zusammengesucht werden und sich kundige Schrauber über die stumpfe Waffe hermachen, um wieder ein einsatzfähiges Renngerät daraus zu machen. 

So geschehen am Samstag, 17.05.2014 zwischen ca. 10:30 und 18:00 im Lager der CSBK Fahrer am Sachsenring, mit dem Ergebnis, dass Ralfi am Abend nen frischen Sticker von der technischen Abnahme am Moped und folglich ein sehr breites Grinsen auf den Backen hatte. 

Geile Aktion das und ein Dankeschön an alle Beteiligten – das war der Geist der CSBK in Reinkultur, zumal es sich bei Ralfi wohlgemerkt nicht um den alten Kumpel aus dem Schützengraben handelte, sondern um ein neues Mitglied der Truppe, das aber offensichtlich genau da gelandet ist, wo es hingehört. 

Und was dann kam, das war leider der Regen und der ging auch bis zum Start des zweiten Rennens am Sonntag nicht mehr dahin zurück, wo er wohnt (oder wie das heißt). 

Nachdem am frühen Sonntag Morgen dann bereits die Autoklassen schwer zu kämpfen hatten, ihre Fahrzeuge auf der Strecke zu halten und in Anbetracht der Tatsache, dass gerade die vielen 18“ Fahrer in der CSBK reifenmäßig kaum eine Antwort auf die herrschenden Bedingungen gehabt hätten, wurde schweren Herzens kollektiv entschieden, das Rennen #2 aus sicherheitstechnischen Gründen nicht zu starten. 

Sicherlich eine schwierige Geschichte für den Veranstalter, der für dieses wirklich großartige Event ohnehin besseres Wetter verdient gehabt hätte und ebenfalls unglücklich für die Zuschauer, die sich trotz des miesen Wetters vor die Tür gewagt hatten, aber unterm Strich gab es zu dieser Entscheidung unter den äußeren Bedingungen leider keine Alternative. 

Drücken wir die Daumen, dass die ADAC Sachsenring Classic in 2015 das Wetter bekommt, das die Veranstaltung  schon diese Jahr verdient hätte und wer weiß – vielleicht darf die CSBK Master Series ja auch im nächsten Jahr wieder mitspielen, wenn sich die Classic Racer am Sachsenring treffen.  

Drückt also die Daumen, dass dieses Event auch in 2015 wieder stattfinden wird und dass wir es uns in den Rennkalender schreiben dürfen! 











Text: Thomas Arnsburg