Die Organisatoren von "Bikers Classics" 2014 sind stolz und glücklich, mitteilen zu können, dass einer der besten Seitenwagen-Fahrer aller Zeiten, Rolf Biland, seine Teilnahme an der Veranstaltung verbindlich zugesagt hat. Obwohl das Teilnehmerfeld ohnehin schon bemerkenswert war, ist die Zusage des siebenfachen Schweizer Weltmeisters sozusagen der "Punkt auf dem i". Und in Spa-Francorchamps wird er mit Kurt Waltisperg den Beifahrer im "Boot" haben, mit dem er sechs dieser Titel errungen hat.
1978 - in seinem ersten Weltmeisterjahr - stand der heute 63-Jährige zum ersten Mal auf dem Podest in den Ardennen, damals als Dritter mit "Passagier" Kenny Williams. Im Folgejahr, nun schon mit Landsmann Kurt Waltisperg als Beifahrer, stieg er eine Podeststufe höher. Und 1981, 1982, 1983 sowie 1988 beendeten beide das Rennen um den Grossen Preis von Belgien als Sieger. Nachdem sie dazwischen 1985 noch einmal die zweite Stufe des Podestes betreten hatten, beendete der 3. Platz 1989 die Spa-Erfolgsgeschichte der beiden Schweizer. Wie bekannt, endete dann mit der Veranstaltung von 1990 auch die Geschichte des Grossen Motorradpreises von Belgien in Spa-Francorchamps.
Ohne Zweifel gehören Rolf Biland und Kurt Waltisperg zu den profiliertesten Namen auf einer Liste von Seitenwagen-Fahrern und -Beifahrern, die sich im Rahmen der zwölften Auflage von "Bikers 'Classics" am ersten Juli-Wochenende in Spa-Francorchamps treffen werden. Und die Liste wird immer länger und beeindruckender.
Rolf Biland gab sein Renndebüt als Beifahrer seines Landsmannes Fritz Hänzi im Jahr 1971. Bei seiner technischen und fahrerischen Begabung war es aber klar, dass er bald den Platz im "Boot" mit dem auf der Maschine tauschen würde. Bereits 1974 holte er als 2. im GP von Italien in Imola mit seinem Beifahrer und Landsmann Fredy Freiburghaus seinen ersten Podestplatz bei einem WM-Lauf. Dass das auf einer von Rudi Kurth entwickelten CAT geschah, ist symbolisch für Bilands avantgardistische Rolle in der Geschichte der Seitenwagen-WM. 1975 ließen Biland/Freiburghaus bei ihrem ersten GP-Sieg - nun auf einer von Eric Vuagnat entwickelten Seymaz-Yamaha - die König-Maschinen von Werner Schwärzel/ Andreas Huber und Steinhausen/Josef Huber (Weltmeister besagten Jahres) hinter sich.
Der Schweizer feierte insgesamt 81 Grand-Prix-Siege auf oft revolutionären "Geräten" in einer Karriere, die mehr als zwei Jahrzehnte dauerte. Nur Giacomo Agostini, Valentino Rossi und Angel Nieto haben es geschafft, mehr Rennen während ihrer WM-Karriere zu gewinnen. Und man kann ohne Zweifel feststellen, dass Rolf Biland oftmals der technischen Experimentierfreudigkeit gegenüber dem fast sicheren Erfolg auf bewährtem Material den Vorrang gegeben hat. Es ist quasi als Anachronismus anzusehen, dass er die nur 1979 ausgetragene avantgardistische B-2-B-Weltmeisterschaft nicht gewann. In insgesamt 6 Läufen siegte er viermal, fiel aber zweimal mit technischen Problemen aus. Landsmann Bruno Holzer, mit "Charly" Meierhans als Beifahrer, gewann keinen der Läufe, wurde aber mit 6 zweiten Plätzen Weltmeister.
Beirren ließ sich Rolf davon nie. Zusammen mit dem berühmten Konstrukteur Louis Christen war er ständig auf der Suche nach Innovationen. Im Gegensatz zu nahezu allen "Kollegen ihrer Zunft", bei denen Beifahrerwechsel oftmals vollzogen wurden, blieben sich Rolf Biland und Kurt Waltisperg treu. Am 14. September 1996 beendeten sie eine einzigartige WM-Laufbahn mit dem Sieg im Catalunya-Grand-Prix in Barcelona auf einem LCR-ADM-Gespann. Neben den bereits genannten Titelgewinnen wurden beide fünfmal Vizeweltmeister und dreimal WM-Dritte. 1997 - die WM war durch die FIM aus unerklärlichen Gründen zum Seitenwagen-Weltcup degradiert worden - beendeten sie dann ihre Laufbahn endgültig mit dem fünften Gesamtplatz aus neun Läufen. Beste Einzelresultate dabei der Sieg auf dem A1-Ring in Österreich sowie die zweiten Ränge auf dem Nürburgring und in Ungarn. Nach seinem Rücktritt vom aktiven Rennsport, dem sich auch Kurt Waltisperg anschloss, übernahm Rolf Biland 1999 die Funktion des Team-Managers im MuZ-Weber-500-Grand-Prix-Team. dem die Fahrer Luca Cadalora und Jürgen v.d. Goorbergh permanent sowie Noriyasu Numata und Doriano Romboni sporadisch angehörten. Aufwand und Erfolg dieses Teams hielten sich aber nicht einmal die Waage; die WM-Plätze 16 (v.d.Goorbergh) und 20 (Cadalora) veranlassten die Teamleitung, aus der WM auszusteigen.
Genau 20 Jahre nach dem letzten Titelgewinn werden die beiden Schweizer nun nicht nur nach Spa-Francorchamps zurückkehren - nein, sie werden dort auch mit dem gleichen LCR-Chassis und dessen kraftvollem Swissauto-V4-Motor wiedervereint sein.
Die Organisation arbeitet immer noch am Abschluss der Teilnehmerliste in der Seitenwagen-Klasse für das erste Juli-Wochenende, und mit der lange erwarteten definitiven Zusage von Rolf Biland und Kurt Waltisperg, versprechen die "Bikers 'Classics" zum spektakulärsten Ereignis in der Geschichte des klassischen Seitenwagensportes zu werden. Ein Ereignis, das kein Enthusiast verpassen darf.
Text: Press Bikersclassics
Fotos: Target Press
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