Racetrack-News.de traf den sympathischen Hannoveraner bei der
alljährlichen Saisoneröffnungsfeier von Kawasaki bei dem Motorradhändler „Motor Cycle Team Lohmann“.
Bei einer guten Tasse Kaffee und ganz viel Rennsportleidenschaft in der
Luft, stand Julian uns Rede und Antwort.
Julian, du bist mittlerweile schon länger im
Rennsportgeschäft tätig. Wie kamst du zum Motorradsport, was war dein erstes
Rennmotorrad und wie ging es weiter?
Da wir mit
MCT Lohmann nun mittlerweile mehr als 30 Jahre im Geschäft sind, wurde ich von
meinem Vater Michael Lohmann schon bevor ich überhaupt laufen konnte, mit an
die Rennstrecken genommen.
Es
gibt auch noch alte Fotos u.a. wo ich die Reifen
durch das Fahrerlager rolle, die zu dem Zeitpunkt noch größer waren als ich!
(lacht)
Zum Motorradsport
kam ich allerdings über den Kartsport. 1996
sammelte ich meine ersten Erfahrungen im
Indoorkartsportbereich.
Die
folgenden Jahre im bei den Karts waren recht erfolgreich und ich konnte eine
Menge Spitzenplatzierungen einfahren. 1998
entschied mein Vater mich Outdoor in der
Norddeutschen-Kadettenkartmeisterschaft fahren zu lassen. Diese
Klasse war ein hart umkämpftes Pflaster mit ca. 40 Fahrern, worunter ich ebenfalls
mehrere Podiumsplätze einfahren konnte. Allerdings
fühlten mein Vater und ich uns nicht so recht wohl in diesem Umfeld, es wurde
viel betrogen und der Großteil des Fahrerlagers war recht unfamiliär.
Als es
zunehmend „kälter“ wurde im Kartsport und schon in den Amateurklassen aufgrund
des angeblichen „Erfolgsdrucks“ jeder sich selbst der nächste war, zogen wir
uns aus dem Outdoorkartsport zurück.
Ich nahm
im Jahre 2000 im Alter von 14 Jahren die Gelegenheit wahr und fuhr im ADAC Junior
Cup zum Beispiel mit Dario Guiseppetti und Nina Prinz um die Wette. Mein Debüt
auf dem Hockenheimring im Junior Cup wäre mir allerdings fast zum Verhängnis
geworden.
Im
Mittelfeld gestartet und zu höchst motiviert, schloss ich recht schnell auf die
TOP TEN auf. Nach ca. 6 gefahrenen Runden stürzte ich leider in der vorletzten
Kurve so schwer, dass ich mir zwei Nackenwirbel brach und nur knapp einer
Lähmung oder im schlimmsten Falle dem Tod davon kam.
Seitdem
trage ich eine Titanplatte am Nacken mit mir spazieren, die bis an mein Lebensende
auch nicht mehr entfernt wird.
Dieser
Sturz zeigte mir, dass man auch in den kleinen Klassen nicht zu übermotiviert
und vor allem auch sehr gut körperlich vorbereitet sein muss, was ich in dem
ersten Jahr 2000 bei weitem nicht war.
Somit zog
ich mich aufgrund der schweren Verletzung aus dem Junior Cup und auch aus dem
gesamten Rennsport zurück.
Aber wie
es nun mal als Rennsportfanatiker ist, kann man nie wieder die Finger vom
Rennsport lassen, einmal Blut geleckt, lässt dich der Rennsport nie wieder los,
auch wenn man dem Rollstuhl nur knapp entgangen ist.
Als
Zuschauer einige Jahre später fiel es mir sehr schwer anderen beim Rennen fahren
zuzuschauen, es war fast wie eine Qual für mich.
Deshalb
schaute ich mir weder Moto GP Rennen, noch Formel 1 oder Rennen aus der deutschen
Meisterschaft an.
Ich wollte
einfach nichts mehr von der Rennerei wissen.
Nach einer
längeren Rennsportabstinenz erfuhr ich im Jahr 2009 über Freunde von dem
legendären Fischereihafenrennen hier in Norddeutschland.
Zudem
stand bei uns im Laden immer diese eine
orangene ZX 6R, deren Farbe mich so faszinierte, dass ich sie mir kaufte
und mit ihr irgendwann meine Runden auf der Straße drehte und am Weinberg (
Harz ) wieder Lust auf mehr bekam! Von dem Orange war ich übrigens so
begeistert, dass diese Farbe heute mein Erkennungsmerkmal überall geworden ist.
Ich
tauschte wenig später die ZX6R durch die ZX10R aus und sprang 2009 direkt ins
kalte Wasser und nahm tatsächlich am Fischereihafenrennen in der SBK Open
Klasse teil.
Als
Training dienten diverse Renntrainings.
Besser
vorbereitet wie 9 Jahre zuvor, belegte ich den 15. Platz von insgesamt 36
Startern.
Fürs erste
gut, aber nicht gut genug!
Ich
arbeitete viel an meiner körperlichen Fitness und natürlich auch an
Verbesserungen an meinem Motorrad.
Hierbei
half mir vor allem die jahrelange Erfahrung von meinem Vater, der 30 Jahre zuvor
ebenfalls beim Fischereihafenrennen teilnahm, damals noch auf
Kopfsteinpflaster!
Mein
großer Traum bleibt es, mit ihm mal zusammen bei dem Fischereihafenrennen
anzutreten. Der Plan ist, dass er mit seiner alten Egli und ich mit meiner
ZX10R an den Start gehen.
Ich startete
von nun an jedes Jahr in Bremerhaven und kam seit 2010 immer unter die ersten
7, wobei ich im letzten Jahr mit Platz 3 mein bestes Ergebnis einfuhr und auch
den Rundenrekord in der Open SBK mit 1.29:110 halte! Vor ein paar Jahren war
dies noch unvorstellbar für mich.
HIER findet ihr ein Aktion geladenes Video von meiner
Rekordrunde!
Du bist ja neben dem Fischereihafenrennen auch
noch in anderen Klassen angetreten wie den Suzuki GSX-R 750 Cup oder dem 8 h
Rennen in Oschersleben.
Was fasziniert dich so am Motorradrennen fahren?
Zu
allererst macht mir der Rennsport an sich viel Freude und Spaß. Die Stimmung
ist immer gut und es fühlt sich an wie eine große Familie.
Man unterstützt
sich viel gegenseitig.
Zudem mag
ich den Konkurrenzkampf um jede einzelne Position mit den anderen Fahrern zu
fighten.
Motorradrennen fahren erfordert im Vorfeld viel
Training, wie du ja bei deinem Sturz damals in ADAC Junior Cup schmerzhaft
erfahren musstest.
Wie bereitest du dich heute auf die Rennen
physisch vor?
Da hast du
Recht. Ausgeprägte körperliche Grundphysis ist sehr wichtig und bildet eine
gute Basis für den Erfolg, neben dem passenden Motorrad und dem „Grundtalent
zum schnell Fahren“
Derzeit mache
ich 4x in der Woche Sport, welche sich aufteilen in 2x Ausdauerübungen wie
z.b.10 km Laufen und 2x Kraftübungen.
Bei den Kraftübungen
gibt es zudem noch Unterschiede. Ich lege den Schwerpunkt zum einen auf einen
hohen Gewichtanteil mit wenigen Wiederholungen und zum anderen auf die
Ausdauer, mit wenig Gewichten und dafür so viele Wiederholungen wie möglich.
Du fährst natürlich auch in diesem Jahr beim
Fischereihavenrennen mit, es gilt ja schließlich den Rundenrekord zu
verteidigen und den 3. Platz vom letzten Jahr auszubauen.
Was ist deiner Ansicht nach wichtig, um richtig
schnell zu auf dem Kurs?
Meiner
Meinung nach ist derjenige bei Straßenrennen und speziell im Bremerhaven
schnell, der bereit ist am meisten Risiko einzugehen.
Und es
gibt im Prinzip eine Faustformel für „Fishtown“ die lautet:
„Spät
bremsen und früh Gas geben“.
Wenn man
die befolgt und komplett ausreizt ist man schnell! (lacht)
Wer sind deine Hauptkonkurrenten für 2015 in
Fishtown?
Die
Rennsportlegende Toni Heiler ist unter anderem einer, der immer für eine
Spitzenposition oder gar einen Sieg gut ist.
Lokalmatador
Thomas Kreutz (jetzt Thomas Landen), der mehrmals dort schon Siege einfahren
konnte, fährt dieses Jahr leider nicht mit, was ich sehr bedauere!
Des
Weiteren freue ich mich sehr auf Stefan Merkens, ebenfalls schon erfolgreich in
Bremerhaven gewesen und Tim Rötig, der in einem Affenzahn bereits Macau und die
Nordschleife unsicher machte.
Natürlich
freue ich mich wieder auf sehr auf harte Fights mit Thilo Günther, welche aber
immer riesen Spaß gemacht haben.
Das werden mit Sicherheit wieder spannende
Rennen werden!
Welche Rennen hast du noch geplant in diesem
Jahr bestreiten?
Ganz
aktuell bin ich die 1000km von Hockenheim gefahren, wo das Wetter allerdings
alles andere als optimal gewesen ist.
Hier bin ich
auch auf „alte“ Bekannte wie Nina Prinz oder meinen Konkurrenten vom
Fischereihavenrennen, Toni Heiler auf seiner S1000RR gestoßen.
Im August
findet die Horice IRRC Czech Tourist Trophy statt.
Auch ein
Straßenrennen, welches aber noch ein wenig härter ist und wo ich in diesem Jahr
erstmalig mitmischen möchte.
Zudem sind
definitv einzelne Läufe in der Suzuki GSX-R 750 Challenge und vielleicht auch
noch im Reinolds Langstrecken Cup geplant.
Mit der
passenden A-Lizenz habe ich die Möglichkeit in der Internationalen Deutschen
Meisterschaft zu starten, dort strebe ich einen Gaststart in der neuen Klasse
IDM Supernaked an, wo zum Beispiel der GSX-R 750 Cup Sieger von 2014 Kjiel
Karthin antreten wird.
Aktuell läuft ja wieder die Moto GP WM.
Verfolgst du auch Motorradrennen im TV?
Ja,
aufjedenfall! Im Prinzip verfolge ich fast alles was rennsportmäßig im TV zu
sehen ist, sei es auf 2 oder auf 4 Rädern.
Vorzugsmäßig
aber die Moto GP, Superbike WM, Formel 1 oder auch die Rallye WM.
Gerade bei
den Rallye Autos würde ich nicht nein sagen, wenn ich die Chance hätte so ein
Auto mal zu testen!
Was machst du, wenn du nicht unterwegs auf
Rennstrecken bist?
Ich
arbeite in unserem Motorradgeschäft hier in Langenhagen, hauptsächlich im
Service und kaufmännischen Bereich.
Welche Fahrer rüstet ihr mit euren Sensoren und
Quick Shiftern aus?
Wir haben
u.a. Markus Reiterberger (IDM Superbike Meister 2013), das Team Wilbers aus der
IDM, John McPhee aus der Moto 3 und auch den aktuellen Superbike TT Sieger 2014
auf der Isle of Man, Michael Dunlop ausgerüstet.
Abschließend ein Blick in die Zukunft. Was sind
deine weiteren Ziele?
Ein Ziel
bleibt weiterhin, in die IDM einsteigen zu können und dort natürlich nicht
hinterher zu fahren!
Dafür muss
ich mich aber fahrerisch noch mehr steigern und viele Rennkilometer und
Erfahrungen sammeln.
Ein großer
Traum ist es auch, irgendwann mit genügend Erfahrung an dem berühmten Motorrad
Grand Prix in Macau teilzunehmen.
Text: Sebastian Lack
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