x Racetrack-News: Kolumne: Thilo Günther bei der IRRC in Horice

Samstag, 29. August 2015

Kolumne: Thilo Günther bei der IRRC in Horice

Am vergangenen Wochenende ging es für mich und meinen Bruder vom Team GTR Racing mit viel Freude wieder Richtung Tschechien. Das Czech Real Roadracing hat ein ganz besonderes Flair, das hatten wir in Terlicko vor ein paar Wochen schon erleben dürfen.

Das Ziel war diesmal Horice, eine Strecke härter als die TT wie der ein oder andere Mountain Course Bezwinger zu berichten weiß. Auf dem 5,150 km Straßenkurs geht es zuerst runter in die Stadt in einem wilden Kurvengeschlängel. Danach wieder hoch in den Wald wo Licht und Schatten warten gespickt mit einer ordentlichen Bergab-Passage und danach bergauf zurück auf Start/Ziel.
Der Asphalt ist sehr wellig und es gibt keine Erholungsphasen auf dem Track. Außerdem sollte man den schwarzen Teer nicht verlassen da es in Horice so gut wie keine Auslaufzonen gibt.

Nach 8 Stündiger Anreise kamen wir gegen 22Uhr freitags abends an. Rund um die Strecke befanden sich überall Fressbuden und Pivo Stände und die haben sehr sehr lange auf  Also gleich mal an einer Garagen Bodega angehalten und ab zum Tresen, der in einer... naja sagen wir mal Abriss reifen Garage stand. Aus Terlicko hatte ich noch 1000 Kronen Punktegeld von meinem 5.Platz bei der Goldenen Grubenlampe dabei. Mit dem Bezahlen gab es also schon mal keine Probleme. Eher mit der Sprache, aber die Tschechen sind ja super hilfsbereit und schon stand jemand zur Seite, der das für uns managte.


Mitten beim Essen standen Plötzlich 2 wie wild mit dem Programmheft wedelnde Typen vor uns, sie zeigten auf ein Bild (ne Kawa beim Stoppie) und auf mein Team GTR Shirt. Thilo Günther??? Und schon musste unterschrieben werden und schnell noch nen Bild hinterher gemacht werden. Mein Bruder und ich schauten uns an und lachten, unglaublich. Wir sind ja nicht die schnellsten und haben hier auch noch nie gewonnen aber wir machen immer ne gute Show für´s Publikum und das kommt anscheinend manchmal besser an als schnelle Rundenzeiten. Außerdem werden beim Road Racing alle Fahrer wie Sieger gefeiert. Das macht wahrscheinlich auch dieses besondere Flair aus.





Dann hieß es alle man wieder rein in den Bulli und ab ins Fahrerlager. Ankunft 22.30. Wo in Deutschland meist schon Totentanz im Paddock ist, traut man hier seinen Augen kaum. Es ist rappelvoll als wäre es Sonntagmittag kurz vor dem Höhepunkt der Veranstaltung.
Frank Hildebrandt die gute Seele der IRRC und bekannt wie ein bunter Hund im Fahrerlager hatte uns zum Glück nen schönen Stellplatz in dem aus allen Nähten platzenden Fahrerlager abgesteckt.
Der Aufbau war dank zahlreicher Helfer schnell getan und es ging zum Hände schütteln durchs  Fahrerlager, fast wie bei einer Familienfeier... nur besser.

In Horice kann man im Fahrerlager kleine Bungalows mieten und auf so mancher Veranda stand passend dazu das Rennmoped. Es ist einfach eine fantastische Atmosphäre und für jeden Rennsportfan mit Sicherheit ein tolles Erlebnis. Es ist alles offen und man kann sich jede Maschine bis spät in die Nacht ansehen und mit der Crew ein Pläuschchen halten, also das krasse Gegenteil zur IDM. Aber die fahren ja eh lieber unter sich.

Samstagmorgen hieß es um 7 Uhr aufstehen und ab zur Anmeldung. Mit Transponder und einer reichhaltig gefüllten Tüte an Merchandising Artikeln der Veranstaltungs Sponsoren ging es danach zurück zum Paddock.

Dann wurden Moped und Helm geschnappt und zur technischen Abnahme gefahren, mit Händen und Füßen klappte die Verständigung brillant mit den Kommissaren und den Stickern für Helm und Bike stand nichts mehr im Weg.
Mit etwas Verspätung ging es um 11 raus zum ersten Training, da sich im ersten Supersport Training in der ersten Runde noch hinter dem Safetycar  ein übler Unfall ereignete. Der Deutsche Christian Schmitz #104 wurde per Frontflip von einem über motivierten Kollegen von hinten getroffen und fuhr mit seiner R6 bewusstlos in den Graben und überschlug sich mehrfach. ( Das Video dazu gibt’s bereits im Netz) Schmiddel wurde sofort ins Krankenhaus gebracht und kam zum Glück nur mit einem gebrochenen Sprunglenk davon. Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Gute Besserung an dieser Stelle nochmal.

Da ich 2014 bereits hier gewesen bin, wusste ich zumindest schon mal wo es lang ging, Bruder Moritz befand sich im Schlepptau, der hatte nämlich keinen Plan.
Leider hatte ich kein besonders gutes Gefühl beim Fahren, was meine Augen sahen verarbeitete mein Kopf und drosselte meine rechte Hand. Es ist halt eine echt üble Strecke, was viele Gedenkkränze in den Wäldern leider bestätigen.
So kam ich im Training auf Platz 19  2:28,926 genau einen Platz hinter meinem Bruder #6 Moritz (2:28,445) aus der  Quali mit 28 Startern. Währenddessen ging vorne schon richtig die Post ab: #1Grams (D)auf Pole mit 2:17,667 dahinter Lokalmatador #74Kamil Holan (CZE) 2:18,668 und auf Platz 3 Newcomer und ex GP Fahrer #45 Sebastian Le Grelle 2:18,768. Keine Ahnung wie die das machen, so einen daher zu brennen einfach unglaublich.



Der restliche Tag gehörte dem Vorbereiten der Mopeds für den Rennsonntag, viele Bilder- und Autogrammwünsche der zahlreichen Road Racing Fans zu erfüllen. Und was natürlich immer geht sind Onboard Aufnahmen vom Training zu zeigen, so is immer was los am GTR Stand. Abends wurde mit unsere Team GTR Crew noch schön gegrillt bevor es zum Paddock-Hopping überging. Das is nix anderes, als bei dem ein oder anderen Team  vorbei zu schauen und Blödsinn zu erzählen.
Für die ganz wilden Party Leute geht’s die ganze Nacht auf diversen kleinen open Air Partys rund um die Strecke, Sperrstunde was ist das?!

Der Sonntagmorgen begann mit einer großen Eröffnungsfreier am Start/Ziel Häuschen wo sich alle Fahrer einfanden. Danach ging es direkt los mit Czech Real Road Racing der verschiedenen Klassen.
Der IRRC Superbike Lauf  1 startete um 11.15. Ich hatte einen guten Start, fuhr ein paar Runden auf Platz 15, fand aber leider keinen richtigen Speed  und was zu erzwingen auf dieser Strecke, sollte man lieber lassen. Platz 18 war das Ergebnis, Moritz kam auf 11 rein, ein Top Ergebnis für das erste Mal in Horice!

Nachdem #1Didier Grams seine W&G BMW auf Platz 1 liegend in die Stadt runter in der 90grad rechts übers Vorderrad verloren hatte und in einem Stapel PET Flaschen landete, war der Weg frei für #74Kamil Holan. Zuvor hatte #45Le Grelle auf Platz 2 liegend einen neuen Rundenrekord aufgestellt,. Holan war unbeeindruckt geblieben und stellte  seinerseits mit 2.16,739 einen neuen Rundenrekord auf. Er gewann mit 2,639 sec vor Le Grelle und Ales Nechvatal. Grams blieb bei seinem Sturz zum Glück unverletzt.

Der 2. Lauf lief besser. Ich fand mich nach dem Start auf P12 hinter meinem Bruder wieder. Ich konnte ihn sogar nach ein paar Runden auf der Bremse überholen, was in einem wilden Konter 2 Runden später von Moritz wieder richtig gestellt wurde. Gegen seinen Bruder zu fahren und direkt zu fighten ist immer ein komisches Gefühl und besonders. Er hatte dieses Wochenende einfach den besseren Speed und landete auf Platz 13 mit persönlicher Bestzeit 2:23,644. Ich hatte gegenüber dem ersten Lauf wieder richtig Spaß am heitzen und landete auf Platz 15 mit 2:25,614. Um hier richtig schnell zu sein muss man viele Runden gedreht haben verrückt sein oder Sebastian Le Grelle heißen.
Newcomer Le Grelle siegte mit 0,606 vor Holan und 4,423vor Nechvatal . Didier Grams hatte Elektronik Probleme an seiner BMW und wurde 11er.

Aber der Hammer kommt ja bekanntlich zum Schluss. Tausende Fans rund um die Strecke standen direkt am Streckenrand und applaudierten jedem einzelnen Fahrer. Die wiederum dankten es mit Wheelies, Stoppies und natürlich Burnouts!!! Überall wurden die Fahrer angehalten für Fotos und natürlich zum Pivo trinken. Die Tschechen sind absolut Road Racing verrückt. Das ist so Geil und man weiß warum man sich das alles antut. Die Stunden in der Werkstatt um das Moped fit zu machen, die Stunden im Transporter um zum Event quer durch Europa zu fahren und die Schmerzen nach so manch einem Sturz. Man muss es einfach erleben, und das gibt’s nur beim Road Racing. Sorry Ihr Kringel-Fahrer, ist aber so.





Zu guter letzt wurde alles wieder schnell eingeladen und alles fit für die Rückreise gemacht. Montagmorgen um 6 war ja Malochen angesagt.  Ach da war ja noch was. Christian „Schmiddel“ Schmitz war aus dem Krankenhaus wieder im Paddock. „Das Krankenhaus sah aus wie Dresden 45“ waren seine Worte. Das Bein in Gips und Krücken unterm Arm, aber keinen Fahrer für seinen Bus da, weil er die 800km alleine Angereist war. Kurzer Hand wurde in unserem Sprinter ein Krankenbett errichtet für Schmiddel, und mein Bruder feuerte Schmiddels Transit über die Bahn Richtung Bielefeld.

2 Uhr nachts  angekommen warteten schon Schmiddels Eltern um ihren Sohn in Empfang zu nehmen, und die restlichen 150km nach Wuppertal zu fahren. Ihr seht also IRRC Road Racing ist viel viel mehr als Motorradrennen fahren. Für mich ein ganz besonderer Lebensabschnitt daher auch ein großer Dank an meine Familie und Freunde, mein Team GTR alle Helfer Fotografen und natürlich alle Sponsoren ohne die das alles gar nicht möglich wäre!!!

Racefoxx—Ravenol Öl--ABM Fahrzeugtechnik-- ALNE Lederkombis—Bursig Ständer-- Helite Airbag Westen-- Wunderlich BMW—X-Lite Helme--Wilbers Suspension--GSG Sturzpads—Bretters Zweiradshop--ZEP TEAM—Gabriel Werkzeuge—VA Solutions--MGH—Lackiererei Schulz—LPT Lasertechnik

DANKE
 #10 THILO GÜNTHER
 TEAM GTR RACING
Also dann zum Saison Finale in Frohburg mit Michael Dunlop und CO!!!

Text: Thilo Günther
Fotos: Duchna Foto, Karl Heinz Kalkhake, KIT HL Foto

2 Kommentare:

  1. Wahnsinn der Bericht
    Straßenrennen in der Tschechei sind der absolute Hammer. Nächstes liegt Dymokury an. Die Stecke ist in etwa so wie Frohburg.

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