Heute haben wir den ersten April. Der einzige Tag im Jahr, an dem sich öffentlich fast alle Medien in irgendeiner Form einen Spaß erlauben und Enten in die Welt schicken. Wir von Racetrack-News möchten uns da nicht anschließen, aber die Gelegenheit nutzen, einmal ein bisschen darüber nachzudenken, was uns unsere journalistische Arbeit bedeutet.
"Valentino Rossi bei Autounfall gestorben" so titelte 2013 ein englischsprachiges Online-Magazin. Nach dem 36. Geburtstag des MotoGP-Stars im Februar hat sich jemand den morbiden "Spaß" erlaubt, diesen hanebüchenen Artikel wieder auszugraben und bei sich online zu stellen. Rechtschaffende Medienvertreter schütteln angesichts solcher Nachrichten nur den Kopf. Für die Nicht-Motorsport-Interessierten stellt die weltweite Berichterstattung über den Absturz des Airbus A320-211 von Germanwings ein Beispiel da, die mitunter an Pietätlosigkeit kaum zu überbieten ist. Zusätzlich werden in diesem Themenbereich Lügen hinzugedichtet. Frei nach dem Motto: Sex and crime sells. Das ist auch im Motorsport-Bereich zum Teil nicht anders.
Aber braucht der Motorsport-Bereich dieses Boulevard-Klatsch-Pressenniveau?
News-Seiten, zu denen wir auch zählen, wollen vor allem eins: Informieren und zwar über die Wahrheit. Wir wollen dem Fan die Motorradsport-Nachrichten aus der Welt nach Hause liefern und einen authentischen Blick hinter die Kulissen anbieten. Viel zu oft können wir allerdings selbst lesen, wie Fahrern, die nach dem Rennen Interviews geben, die Worte im Mund umgedreht werden. Ziel dabei ist es, eine möglichst spektakuläre Überschrift zu erzeugen, auf die die Leute aufmerksam werden, sodass sie sich den Artikel durchlesen. Ein tödlicher Unfall ist für solche Redakteure zusätzlich gefundenes Fressen. Diese sind bestimmt weiß Gott nicht herzlos, haben aber den Kern von Journalismus nicht verstanden. Das sind eben sind nicht die Verkaufszahlen oder Klicks.
Und außerdem: Ist es nicht moralisch höchst fragwürdig, Unwahrheiten und Hiobsbotschaften mit einem für das geübte Auge unübersehbaren Eigennutzen unter die Leute zu streuen? Nachrichten sollen - zumindest nach unserem Verständnis - neben dem genannten Informationsgehalt auch zur Bildung der eigenen Meinung beitragen. Mit diesem Grundsatz wirbt weiterhin eine Zeitschrift, die uns allen bekannt ist, die - wenn man sich die Arbeitsweise ansieht - aber wohl selbst nicht daran glaubt.
Was ist eine Meinung wert, wenn sie mit fehlerhaftem Wissen gefüttert wurde?
Die Aufgabe von Motorsport-Journalisten sollte nicht die Vermarktung der eigenen Firma oder die Selbstdarstellung des Autors sein. Ich möchte nicht derjenige sein, der mit der Moralkeule vor den großen Kollegen in der Schweiz, Deutschland oder sonst wo hin und her wedelt, aber:
Wenn an diesem ersten April Eure Leser einem Enten-Artikel glauben, meint Ihr dann nicht, dass das daran liegt, dass sie diesen nicht von Euren Tages-News unterscheiden können? Ich möchte lediglich daran appellieren, dass Ihr Eure Artikel etwas besser hinterfragt und nicht wie Dagobert Duck mit dem Dollarzeichen in den Augen vor Euren Texteditoren sitzt. Das gilt vielleicht für Online-Medien mittlerweile sogar noch mehr als für die Printmedien.
Wir leben nun mal in Zeiten, in denen nicht mehr großkotzige Monsterüberschriften an Zeitungsständen, sondern immer mehr die Stichwörter im Netz das Leseverhalten bestimmen. Das bringt mich zu einem abschließenden Punkt: Die Leser.
Liebe Leser, bitte seid kritisch gegenüber den Tagesmeldungen. Verlasst Euch nie nur auf die Artikel eines einzelnen Magazins, so groß und namenhaft es auch sein mag. Wenn Euch etwas nicht passt, oder Ihr anderer Meinung seid, nutzt die Kommentarfunktionen. Am Ende jedes journalistischen Arbeitstages seid nämlich Ihr es, die für die Medien am wichtigsten sind. Es wäre schade, wenn Ihr diejenigen seid, deren Wissen über den Sport, den wir lieben, leidet.
In diesem Sinne noch einen schönen ersten April,
Dominik
Liebe Leser, bitte seid kritisch gegenüber den Tagesmeldungen. Verlasst Euch nie nur auf die Artikel eines einzelnen Magazins, so groß und namenhaft es auch sein mag. Wenn Euch etwas nicht passt, oder Ihr anderer Meinung seid, nutzt die Kommentarfunktionen. Am Ende jedes journalistischen Arbeitstages seid nämlich Ihr es, die für die Medien am wichtigsten sind. Es wäre schade, wenn Ihr diejenigen seid, deren Wissen über den Sport, den wir lieben, leidet.
In diesem Sinne noch einen schönen ersten April,
Dominik
Text und Foto: Dominik Lack
Sehr gut hast du das in Worte gefasst. Das kann man so für einfach jeden Themenbereich stehen lassen, finde ich. Es ist einfach hirnrissig, was manche Magazine am ersten April als Scherz verkaufen und teils eben auch sehr unmenschlich. Liebe Grüße :)
AntwortenLöschen