Es wird Winter. Die letzten Speedway,
Sandbahn- und Grasbahnrennen sind vorbei und es packt uns wieder: das
Eisfieber. Spätestens im November laufen die restlichen
Vorbereitungen der Fahrer und Teams auf Hochtouren. Da werden noch
Reifen mit Spikes gespickt, Motoren gecheckt und geschraubt was das
Zeug hält.
Die Trainingsvorbereitungen laufen, die Fahrer fahren mit
ihrem Team nach Schweden und Russland. Jetzt steigt auch bei mir die
Anspannung und die Vorfreude auf die bevorstehenden Rennen. Durch
meinen Vater bin ich zu diesem faszinierenden Sport gekommen. Die
Rede ist hier von Eisspeedway, die wohl spektakulärste Sportart der
Welt. Seit fast 32 Jahren bin ich dabei und es lässt mich nicht mehr
los. Alles mögliche habe ich erlebt: extreme Minusgrade, so, dass
man seine Erbsensuppe nicht mehr löffeln kann, Schnee ohne Ende,
eingefrorener Glühwein … ja, in den 80 und 90zigern war es
manchmal echt kalt in Berlin … aber selbst das hat mich nicht davon
abgehalten.
Auf dem Rennplatz herrscht eine unbeschreibliche
Atmosphäre. Es ist wie bei einer ganz großen Familie, man trifft
sich, trinkt ein (okay, oder auch zwei) Bier und isst schnell noch
eine Currywurst, bevor die Veranstaltung beginnt. Dann geht die
Fahrervorstellung los: Applaus, Fahnen werden geschwenkt, Leuchtfeuer
gezündet, LaOla; die Jungs werden gefeiert und bejubelt, denn jeder
von den Fans weiß, sie geben einfach alles. Natürlich ist extremer
Kampfgeist da, aber es gibt keine böse Rivalität, wie es vielleicht
bei anderen Sportarten der Fall ist. Da wird dem „Kollegen“ auch
mit einer Maschine ausgeholfen, wenn die eigene nicht mehr geht. Nach
dem Lauf gibt es meist auch ein „Shake Hands“. Nach der
Fahrervorstellung gehen die Fahrer zurück in das Fahrerlager.
Motoren dröhnen, die Anspannung steigt, jetzt kommt er, der erste
Heat des Tages.
Das Eis noch völlig glatt, ohne eine einzige Spur.
Die 2 Minuten laufen ... das ist die Zeit, die jeder Fahrer hat, um
an das Startband zu kommen. Dann kommen sie auf die Bahn, ein Jubel
und Raunen geht durch die Menge, sie kommen zum Startband. Er ist da:
der erste Lauf … mein Puls rast. Der Startmarshall geht ein paar
Schritte zurück, die Ampel springt auf Grün … nur ein paar
Sekunden, bis das Startband hoch geht. Die Motoren heulen auf, voll
Gas. Das Startband geht hoch und los geht es in die erste Kurve. Ich
gebe es zu: wenn es eng wird in der ersten Kurve, mag ich manchmal
gar nicht hinsehen und schaue dann halb weg. Damit man einmal eine
Vorstellung bekommt: die Geschwindigkeit beträgt (gemessen über 4
Runden bei stehendem Start) durchschnittlich 90 km/h. 4 Runden werden
gefahren, auf einer 400m Bahn dauert eine Runde ca. 15 Sekunden.
Die
Maschinen haben keine Bremsen, gefahren wird mit Methanol und
geschmiert mit Bioöl (früher Rizinusöl), was übrigens auch diesen
typischen Geruch ausmacht - und nicht, wie immer angenommen vom
Methanol, denn dieses verbrennt völlig geruchlos. Die mit Spikes
gespickten Reifen ermöglichen überhaupt erst diese enorme
Schräglage von ca. 70 Grad in den Kurven. Alle Gesetze der Physik
scheinen hier nicht mehr zu existieren …
Ihr wollt Eisspeedway live
sehen (was übrigens kein Vergleich zu Eisspeedway im TV ist). Dann
kommt nach Berlin ! Am 26.02.-01.03.2015 dröhnen im
Horst-Dohm-Eisstadion in Berlin-Wilmersdorf wieder die Motoren. Am
Donnerstag geht es los mit der Deutschen Meisterschaft, zudem werden
2 ganz große Eiscowboys geehrt: Jouni Seppänen und der schnellste
Feuerwehrmann der Welt: POSA – Per-Olov Serenius !! Für mich ist
er eine Legende ! Am Freitag erfolgt dann das Training und am Samstag
und Sonntag finden die Läufe zur Eisspeedway Team-WM statt, bei der
u.a. der mehrfache Weltmeister (ich hab irgendwann aufgehört die
Titel mitzuzählen) Nikolai Krasnikov dabei ist.
Wenn mich einer
fragt, für wen ich bin und wer gewinnen soll: ganz ehrlich, ich
gönne es jedem Fahrer von Herzen. Egal welche Nationalität, jeder
der Jungs hat es verdient, auf dem Treppchen zu stehen.
Also, seid dabei,
jubelt den Eiscowboys zu, winkt mit Euren Programmen, unterstützt
sie, sie merken es. Lasst uns POSA´s und Jouni´s Abschied gebührend
feiern und sie hochleben, denn sie Alle haben es verdient.
Text: Anke
Fotos: Dennis Witschel